Unterschied zwischen Gravelbike und Crosser

Cyclocross & Gravel – was ist das und warum macht das Spaß?

Die MTB-Dichte im Wald nimmt spürbar ab und zahlreiche Rennräder befinden sich bereits im Winterschlaf. Anzeichen für das Saisonende! – Moment mal, Saisonende? Was soll das bitte? Denn das Saisonende der klassischen Schönwetterradler markiert auch gleichzeitig den Beginn der Cross-Saison und auch das Gravel-Bike lässt einen ganzjährigen Einsatz zu.

Wir erklären euch den Unterschied zwischen Cyclocross und Gravel und zeigen euch, welche Vorteile diese beiden Fahrrad-typen mit sich bringen.

Cyclocrosser - Trek Crocket

Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Cyclocrosser und Gravel?

Der ist klein aber fein, denn während der Cyclocrosser in erster Linie ein Wettkampfrad für die Kurzstrecke mit europäischer Historie ist, entstammt das Gravelbike den USA und ist mehr im Ausdauersport zu Hause. Das macht sich sich in erster Linie in der Geometrie bemerkbar. Während der Cyclocrosser aus einer Wettkampf-Rennradgeometrie kommt, entstammt das Gravelbike dem Komfort-Rennradbereich.
Dennoch ist die Abgrenzung mehr oder wenig fließend sind. Die noch ziemlich junge Gravel-Idee kam daher, dass gerade in den USA das Rennrad-Training auf den Straßen sehr gefährlich ist und man gerne auf Gravel-Roads aka „Waldautobahnen“, also geschotterte Wege ausweichen wollte. Hierfür reicht nicht unbedingt ein 28mm-Reifen, wie er noch in die meisten Komfort-Rennräder passte. Und ein Crosser, der Reifen bis 35 mm aufnimmt, war für das Ausdauertraining aufgrund der Geometrie vielen Fahrern zu aggressiv. Daher wurde ein Rad erschaffen, das breite Reifen aufnehmen kann (oft über 40 mm) und eine komfortable Geometrie mit etwas längerem Ober- und vor allem längeren Steuerrohr hat. Dadurch entsteht eine weniger gedrungene Sitzposition – perfekt für Schotterstraßen, aber auch im Adventure-Bereich macht ein Gravel-Bike eine gute Figur.
Gravelbikes sind seit einiger Zeit stark im Kommen und werden mit Recht gerne für Bikpackingtouren genutzt. Neben der aufrechteren Sitzposition die insbesondere für lange Bike-Reisen von Vorteil ist, verfügen sie meist über viele clever durchdachte Aufnahmen, sodass der Fahrer viele Optionen hat, um Reisetaschen und weiteres Bikepacking-Zubehör anzubringen.

Der Cyclocrosser? – Zuerst etwas Historie…

Kurz gesagt: Ein Cyclocrosser – oder auf deutsch Querfeldeinrad – sieht aus, wie ein Rennrad mit breiten Reifen und ist der Vorgänger des Mountainbikes und die Idee ist fast 100 Jahre alt!
Mountainbikes kamen ja erst ab den 80er Jahren nach Europa, was aber nicht bedeutet, dass davor niemand im Winter Rad gefahren wäre. Wer Anfang des letzten Jahrhunderts mit dem Rad wirklich Sport getrieben hat, war fast ausschließlich Rennradfahrer. Was machte ein Rennradfahrer aber auf winterlicher Straße in der damaligen Zeit mit holprigen Straßen oder nassem Pflaster und maximal funzeliger Dynamobeleuchtung? Entweder nicht fahren oder eine Alternative suchen. Damals waren Rennräder ja noch aus Stahl und so war mit etwas Bastelei und Schweißgerät schnell eine Lösung gefunden: Man nimmt einen alten Rennradrahmen und macht breite, profilierte Reifen drauf. Damit die wiederum durch die Bremse passten, musste die schmale Rennerbremse runter und Cantisockel für die Aufnahme eben einer Cantibremse kamen ans Rad. Fertig war das Querfeldeinrad, mit dem man abseits der Straße trainieren konnte – das erste Geländerad war geboren!

Aber Radrennfahrer sind nun mal Radrennfahrer und so blieb es nicht lang beim Trainingsrad allein, sondern es gab schon ab den 1920er Jahren Rennen und auch speziell entwickelte Räder für diesen Einsatz. In den 1960er und 70er Jahren begeisterten sich Tausende auch in Deutschland für diesen neuen Sport, der auf kurzen Rundkursen mit Hindernissen, die die Fahrer zum Absteigen oder Überspringen zwangen ausgetragen wurden. Auch deutsche Fahrer wie Rolf Wolfshohl, Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge sorgten mit ihren Weltmeistertiteln in dieser Klasse für einen regelrechten Boom des Geländeradsports noch vor der Erfindung des Mountainbikes.

Und Cyclocross heute?

In Deutschland fristet der Querfeldeinsport leider ein Schattendasein. 🙁 Zwar gibt es nach wie Sascha Weber oder Marcel Meissen, die großen Rennen finden aber fast alle in Belgien und den Niederlanden statt. Klassiker auf deutschem Boden, wie jüngst das Rennen am Bornheimer Hang in Frankfurt, sterben allmählich aus. Besonders in den flämischen Landen kommen jedes Wochenende zehntausende Zuschauer zu den großen Rennen, um die Duelle der großen Stars wie Wout van Aert gegen Mathieu van der Poel oder Marianne Vos gegen Sanne Cant zu bejubeln, wie diese über Hindernisse hinweg setzen oder sich durch Sand- und Schlammlöcher kämpfen. Das gibt es in Deutschland nur beim Fußball…
So sah das bei der UCI Cyclo-Cross World Championship Luxemburg 2017 aus:

70er Jahre, Stahlrahmen, Cantibremsen?! – Alles retro oder was?

Beruhigt kann man feststellen, dass auch am Cyclocross die technische Entwicklung nicht vorbei gegangen ist. Heute findet man Alu- und natürlich auch Carbonrahmen mit cross-spezifischen Geometrien mit moderner 11-fach Schaltung und Scheibenbremsen.
Ein aktueller Cross-Rahmen unterscheidet sich vom Rennrad vor allem durch eine kürzere Geometrie. Das Oberrohr ist etwa 1-2 cm kürzer, um ein wendigeres Handling zu ermöglichen. Das Steuerrohr ist ebenfalls meist etwas niedriger, damit diejenigen, die ihr Rad tatsächlich im Rennen fahren wollen, möglichst tief runter kommen. Die Rennen dauern nie länger als 1 Stunde, da darf der Sitzkomfort einer solchen Position ja mal vernachlässigt werden. Für alle anderen lässt sich aber auch ein angenehme Position finden – die Style-Polizei gestattet sogar positiv montierte Vorbauten am Crosser.

Ist das also nur was für durchgeknallte Rennfahrer?

Nein, das ist es nicht, denn kaum ein Rad ist so vielseitig einsetzbar wie der Crosser! Im Winter steht für praktisch jeden ambitionierten Radsportler Ausdauertraining an. Wer nicht den Nerv hat, das auf der Rolle zu machen oder das nötige Kleingeld für das Trainingslager im sonnigen Süden, kämpft sich über matschige Feld- und Waldwege durch meist flaches bis leicht profiliertes Gelände. Dafür ist ein Crosser ideal, denn er läuft schneller als das Mountainbike durch leichtes Gelände und kommt auf asphaltierten Wegen trotz Stollenprofil sehr nah ans Rennrad heran. Die Sitzposition macht´s möglich und erweitert neben dem Geschwindigkeitsschnitt auch noch die Reichweite für längere Touren in entfernte Regionen.
Die im Vergleich zum MTB schmalen Reifen wirbeln auch deutlich weniger Dreck auf und sauen den Fahrer entsprechend weniger ein. Dazu schneiden sie leichter durch weiche Böden und rollen dort besser als ein breiter MTB-Schlappen.
Aber auch für den Trail-Liebhaber macht es Sinn, sich im Winter auf den Crosser zu setzen. Wer mit 0 mm Federweg und 33 mm-Bereifung Trails fährt schult unweigerlich die Linienwahl. Da geht wesentlich mehr, als man sich und dem Rad zutraut und so machen auch leichte Trails, die man im Sommer mit dem MTB einfach runter bügelt wieder richtig und bei jedem Wetter Spaß.

Antrieb am Geländerenner

Wie auch am MTB setzt sich bei Gravelbikes und Cyclocrossern der unkomplizierte Einfach-Antrieb immer mehr durch. Durch die gestiegene Bandbreite der Kassetten lassen sich hier die meisten Einsatzbereich zuverlässig abdecken und auch eine ordentliche Endgeschwindigkeit erzielen. Je nach Einsatzbereich kommen vorn Kettenblätter zwischen 38 und 42 Zähnen zum Einsatz. Hinten können MTB-Kassetten oder speziell für den Einsatz abgestufte Varianten eingesetzt werden, welche eine geringere Spreizung aber enger gestufte Gänge in der Ebene und damit die ideale „Wohlfühl-Trittfrequenz“ zu lassen.
Wer noch mehr Bandbreite möchte kann auch weiterhin auf eine 2-fach Kurbel vorn einsetzen. Im Gegensatz zum Straßenrad werden hier die Kettenblätter aber kleiner gewählt. Während sich am Crosser die eng gestufte und damit schnell zu schaltende Kombination 46-36 als am besten geeignet heraus gestellt hat, kommen beim Gravelbike eher weiter Spreizungen mit kleinen Kettenblättern bis zu 30 Zähnen zum Einsatz, um z.B. auch mit Gepäck gut klettern zu können und trotzdem auf der Ebene noch ordentlich drücken zu können.
Ob man klassisch per Seilzug schalten möchte oder lieber elektrisch unterstützt steht dem Fahrer mittlerweile vollkommen frei. Da die elektrischen Systeme (Shimano Di2 oder Sram AXS) in den letzten Jahren auch  im MTB-Bereich etabliert wurden, ist auch ein Einsatz unter winterlichen Bedingungen am Geländerenner problemlos möglich und gerade der wachsende Gravelbereich wird seitens der Hersteller nun auch mit eigenen Gruppen bedient. Man muss also nicht mehr unbedingt Rennradkomponenten zweckentfremden.

Bremsen, Reifen, Pedale und Co. an Crossrädern

Bei den Bremsen hat die mechanische oder auch hydraulische Scheibenbremse die klassischen Felgenbrems-Cantis beim Crosser und Gravelbike abgelöst. 160er oder sogar 140er Scheiben (mm Durchmesser) für leichte Fahrer reichen im klassischen Einsatzbereich vollkommen aus. Entsprechend verfügen die meisten Bikes auch über Laufräder für Scheibenbremsaufnahme und Steckachsen. Gravelbikes sind durch diese „Innovation“ Scheibenbremse am Rennrad praktisch sogar erst möglich geworden.
Reifen sind natürlich immer ein Thema. Mit keiner Komponente kann man die Fahreigenschaften eines Rades stärker beeinflussen. Während am Crosser meist stärker profilierte, dafür aber schmalerer Reifen (33 oder 35 mm) verwendet werden, kommen am Gravelbike breitere Reifen (42 mm oder mehr mit wenig profilierten, gut abrollenden Modellen zum Einsatz. Auch die Karkasse ist ein interessantes Thema, denn am ungefederten Rad merkt man den Unterschied zwischen einer robusten 60 tpi- oder einer feinen 300 tpi-Karkasse deutlich. Auch das Thema Tubeless ist endlich bei den Geländerennern angekommen und bringt dort ähnlich große Vorteile wie am MTB.
Beim weiteren Material gibt es recht wenig spezielles anzuschaffen. Bei den Pedalen sollte man auf Klick-MTB-Pedale setzen, denn im Schlamm mit Rennradschuhen und Systemen zu fahren, funktioniert nicht wirklich gut. Die Palette an speziellen Gravel- & Crossschuhe wächst dementsprechend stetig an.

Allrounder mit gemäßigter Cross-Geometrie oder aggressiver?

So ein Rad eignet sich für das Wintertraining abseits des Verkehrs entsprechend gut. Der Crosser fährt sich aber in der Regel etwas direkter, lässt sich schneller Schultern und ist robuster, da er auch in härterem Gelände eingesetzt werden kann und soll. Wer mal ein „richtiges“ Crossrennen mit engen Kehren, Stufen und viel Dreck gesehen hat, versteht das sicher.
Durch die neue Variante Gravel eröffnen sich den Herstellern zwei Optionen:

  • Man baut einen „Allrounder“ mit einer gemäßigten Cross-Geometrie, welcher sich auch mit breiten Gravel-Reifen einsetzen lässt und prima für das lockere Wintertraining taugt, aber im Sommer alle Möglichkeiten bietet. Diese Option gehen z.B. Bergamont mit dem Grandurance und bedingt Santa Cruz mit dem Stigmata, wobei beide Räder auch für den Wettkampf taugen.
  • Die zweite Option ist es, einen aggressiveren Crosser zu bauen, der das Rennfahrerherz höher schlagen lässt, wie das z.B. am neuen Specialized Crux Carbon realisiert wurde und ein anderes Rad aus dem Sortiment (in diesem Fall das Specialized Diverge) für das Gravel-Segment anzubieten.

Wie gesagt sind die Übergänge hier sehr fließend und letztendlich entscheidet der persönliche Wohlfühlfaktor auf einer Geometrie darüber, welches Rad zu dir passt. Durch Namensgebung und Bereichswidmung der Hersteller sollte man sich nicht verwirren lassen, man kann sich aber sehr wohl daran orientieren.

Gravelbikes in ihrer Vielfalt

Cyclocorsser und Gravelbikes bei HIBIKE

Durch die guten Allround- und Roll-Eigenschaften kann man das Gravelbikes und Cyclocrosser übrigens auch perfekt für den täglichen Weg zur Arbeit nutzen. Das wissen auch wir bei HIBIKE und so nutzen die meisten unserer Kollegen zum Pendeln eben ein solches Fahrrad. On Top kann man auch nach Feierabend und am Wochenende richtig Spaß haben, denn im Gegensatz zum Trekkingrad bieten sie viele Möglichkeiten. Ob pendeln, epische Runden durch Wald und Feld, ein adrenalinreiches Cross-Rennen mit dem Cyclocrosser oder ein Bike-Abenteur mit dem Gravelbike – fast alles ist alles möglich! Und sollten wir dich noch nicht überzeugt haben, gibt es nach Terminabsprache auch die Möglichkeit einen Crosser oder ein Gravelrad bei uns genauer zu begutachten. Viele Modelle haben wir direkt vor Ort, wir bauen aber auch gern mit dir dein spezielles Wunschbike, das zu deinen Ansprüchen passt, auf.

Wir beraten dich gerne ausführlich zu diesem schönen Thema und freuen uns auf deinen Besuch in Kronberg!

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HIBIKE Blog
Daniel GronertHIBIKE Ladengeschäft Kronberg im TaunusAm liebsten unterwegs auf: Rennrad

7 thoughts on “Cyclocross & Gravel – was ist das und warum macht das Spaß?

  1. Hi Daniel,

    toller Beitrag mit dem „individuellen“ Plan des Themas. Ich habe mir von 2 Wochen einen Cyclocrosser zugelegt, mit dem ich natürlich auch jetzt zur Arbeit fahre (täglich 60 km, 1200 HM), mal auf der Straße, mal auf schotterichen Untergrund. Ich werde endlich im kommenden Jahr die Tour über die Alpen mit diesem Radel machen, etwas Schöneres gibt es wohl kaum? Und das MTB wird auch weiterhin durch die Pampa gejagt…

    Gruß Matthias

    1. Hallo Matthias,
      vielen Dank für Dein Feedback, das freut uns sehr! 🙂
      Für Deine Tour wünschen wir Dir alles Gute und vorallem sehr viel Spaß.

      Sportliche Grüße, Nick
      HIBIKE-Marketing

    1. Ja, bei verwendeten Reifengrößen zwischen 32-622 und 35-622 macht das 32-35mm Durchmesser, je nach Felge mehr oder weniger 🙂
      Sportliche Grüße!

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